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Ein Treffen von Freunden

Ein Treffen von Freunden

„Café Grenzenlos“ im Drolshagener St. Clemens Haus

Das "Café Grenzenlos" für Flüchtlinge und Drolshagener Bürger wurde vom Lions Club Olpe-Kurköln mit einer Spende unterstützt. Folgender Bericht vermittelt einen Eindruck von den Menschen, der Zielsetzung und den Hilfestellungen, die dort gegeben werden.

Café Grenzenlos im St. Clemens Haus in Drolshagen. Foto: Miriam Hubmayer / Sauerlandkurier

Drolshagen. „Will einer mit Singstar spielen?“ Die Frage übertönt die Gespräche im St. Clemens Haus in Drolshagen. Ruckzuck finden sich einige Jugendliche – aus dem Drolshagener Land, aus Syrien oder Afghanistan – zusammen. Kurze Zeit später dröhnt Musik aus dem Nachbarraum. Regelmäßig alle zwei Wochen geht’s montagabends hoch her – hier findet das „Café Grenzenlos“ statt.

Die rund 70 Gäste aus aller Herren Länder begrüßen sich gegenseitig mit Handschlag, teils sogar mit Küsschen auf die Wange – man kennt sich, es sind viele Freundschaften entstanden. Auf den Tischen stehen Kaffee, Saft, Plätzchen oder Chips. Was besonders ins Auge fällt: Es sind viele junge Drolshagener dabei – ebenso wie viele Jugendliche, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. „Hier gibt’s einfach keine Barrieren, es wird über alles Mögliche gequatscht“, erzählt Kerstin Halbe, die das „Café Grenzenlos“ aus den Treffen des Drolshagener Netzwerkes Asyl heraus mit initiierte. „So sieht gelebte Integration aus.“ Währenddessen nimmt das „Café Grenzenlos“ Fahrt auf. Alle zwei Wochen findet das zwanglose Treffen in den Räumen des St. Clemens Hauses statt – immer montags von 18 bis 20 Uhr.

Dagmar Bayer kommt herein, unter ihrem Arm stecken Spiele. Schnell finden sich kleine Gruppen zusammen, zocken „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Uno“. Eine Holzeisenbahn für die ganz kleinen Gäste fährt mittlerweile über einen der Tische. Überall wird entspannt der neueste Tratsch ausgetauscht, Blitze zucken, wenn Erinnerungsfotos gemacht werden. Viele der Besucher im „Café Grenzenlos“ im Dräulzer St. Clemens Haus kennen sich bereits seit einem halben Jahr – teilweise auch bis zu anderthalb Jahren. Sechs Mal öffneten sich hier die Türen zur einfachen „Völkerverständigung“.

„Es ist uns wichtig, dass die Menschen erleben, wie wir hier leben – und es nicht nur erzählt bekommen“, sagt Kerstin Halbe. So stand natürlich vor Weihnachten ein Adventssingen auf dem Programm – „es war ausgesprochen lustig, wenn Menschen, die noch relativ wenig deutsch sprechen, plötzlich „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen“, schmunzelt Kerstin Halbe. Jetzt wurde auch gemeinsam Karneval gefeiert. „Unser Altweiberumzug ist für die Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Albanien erstmal völlig befremdlich, aber sie hatten viel Spaß und machten voll mit“, so die engagierte Helferin weiter. Besonders irritierend sei es allerdings gewesen, dass einfach Süßigkeiten geworfen wurden. Es musste erst erklärt werden, dass man diese aufsammeln und tatsächlich einfach mitnehmen darf, dann habe es natürlich kein Halten mehr gegeben. Anschließend wurde noch gemeinsam Kaffee getrunken – ebenfalls ein typisch deutscher Brauch. „Die Idee entstand aus der Suche nach einem Raum zum Kennenlernen – das ist in einem Container kaum möglich. Dort gibt es keine Privatsphäre, keinen Raum für persönliche Gespräche, keine Gemütlichkeit“, sagt Kerstin Halbe. „Unser Café Grenzenlos wurde nur dank einiger Spenden des Lionsclubs, der Firma Krah, der Sparkasse und einiger Privatpersonen möglich. Dafür herzlichen Dank.“ Mit dabei sind nicht nur die Flüchtlinge, die direkt in der Rosestadt leben, sondern auch Menschen aus Hützemert und Schreibershof, die dank einiger weiterer Helfer mit Autos hergebracht werden. Nach gut zwei Stunden fällt der Abschied schwer – aber nach dem gemeinsamen Aufräumen kehrt im St. Clemens Haus langsam wieder Ruhe ein.

Sauerlandkurier, 17.02.2016 / Miriam Hubmayer